Tierische Therapeuten begeistern Groß und Klein
„Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“ – Dies galt besonders vor einigen Tagen auf einem Reiterhof in Sprockhövel. Das Wittener Autismus-Therapie-Zentrum (ATZ) brachte gemeinsam mit dem Carlinenhof e.V. dabei nicht nur Kinderaugen zum Strahlen.
„Papa, ich habe es tatsächlich geschafft, habe mich getraut und bin total stolz auf mich“, freut sich Jan, der eben noch das erste Mal auf einem Pferd saß. Und man möchte meinen, fast dabei zusehen zu können, wie der kleine autistische Junge um einige Zentimeter größer wird. Doch auf jeden Fall ist sein Selbstbewusstsein gewachsen.
Ebenso wie bei den anderen Kindern aus dem Autismusspektrum, die mit dem ATZ des DRK Witten den Carlinenhof in Sprockhövel besucht haben. Der gemeinnützige Verein bietet Reitpädagogik für Kinder und andere besondere Menschen an. Er ist ein Ort der Begegnung und der gemeinschaftlichen Arbeit mit Pferden. Dazu zählen neben dem Reiten auch das Streicheln und Putzen der tierischen Therapeuten.
„Ihre vorbehaltlose Offenheit gegenüber Menschen sowie ihre Geduld, machen Pferde zu einem guten Therapiepartner“, erläutert Nicole Menger-Goltz. Die Reitpädagogin betreute und begleitete gemeinsam mit Helfern und Eltern die Kinder mit Autismus. Zum Abschluss des zweistündigen Ausflugs gab es Muffins und Getränke sowie über einer Feuerschale frisch geröstete Marshmallows.
Für Kerstin Vesper, Leiterin des ATZ, war das Gruppenerlebnis ein gelungener Auftakt für die zukünftigen tierpädagogischen Angebote des Wittener Autismus-Zentrums: „Unsere Klienten können in der Gegenwart der geduldigen Pferde viel ausprobieren und bekommen über die Reaktion des Tieres sofort ein Feedback. Das ist für Menschen im autistischen Spektrum besonders wichtig.“
Therapeutisches Reiten fördert die Interaktion zwischen den Kindern und Tieren und damit die Entdeckung neuer psychischer und sozialer Entwicklungspotenziale. „Für viele Kinder war der Besuch auf dem Carlinenhof der erste nähere Kontakt mit Pferden. Neben der Stärkung ihres Selbstwerts haben sie gemerkt, dass sie Ängste überwinden können“, freut sich Kerstin Vesper über die therapeutischen Erfolge bei ihren Klienten. Daher plant das Deutsche Rote Kreuz in Witten mit dem Carlinenhof verstärkt zusammenzuarbeiten.
Auch die Eltern zeigten sich von dem Gruppenerlebnis begeistert. Ihre Kinder in einer anderen Umgebung zu erleben, wie sie sich den verschiedenen neuen Herausforderungen stellen und daraus Kraft schöpfen, ließen auch ihre Augen strahlen. Möglich machte das schöne Erlebnis eine private Spende von Birgit Legel-Wood. Das Ratsmitglied der Stadt Witten unterstützt bereits seit mehreren Jahren das Autismus-Therapie-Zentrum.